Warten auf Feldpost
Uns´re Mütter warteten auf Feldpostbriefe.
Uns´re Väter gruben sich in Dreck.
Hier und da durchschaut´ ein Landser all den Wahnsinn
und warf seine Führertreue weg.
Aber dieser nicht und jener auch nicht,
und der dritte gab sein Leben hin.
Uns´re Mütter warteten auf Feldpostbriefe,
nahmen stumm die letzte Nachricht hin.
Nächte, voller Angst und Flugzeugdröhnen;
Koffer, mit dem Nötigsten gefüllt;
Sorgen, was wohl wird am nächsten Tage
und wie man den Hunger seiner Kinder stillt.
Keine Träume gab´s von großen Festen,
nur die Hoffnung auf ein Wiederseh´n
und den Wunsch nach Frieden, Frieden, Frieden!
Einmal muß der Krieg zu Ende geh´n
und das Warten auf die Feldpostbriefe
mit dem einen Satz: Ich bin gesund.
Über Qualen wurde nicht berichtet.
Nur der Tod war noch ein Schreibegrund. Text: Sieghilde Lehmann